Nachhaltigkeit in der Organisationsentwicklung Teil 2: ein Experiment mit den Ich-Entwicklungsstufen von Jane Loevinger

Ein Blogbeitrag in zwei Teilen von Schirin Groß-Yachkaschi, Claudia Schröder & Andrea Taher, zuerst veröffentlicht bei der Gilde Agile Organisationsentwicklung

Teil Zwei

Seit der Gründung der Agilen Gilde haben sich verschiedene Kreise gegründet. Dies ist ein Blogbeitrag des Kreises Nachhaltigkeit und Organisationsentwicklung (NOE) https://agile-gilde.org/organisation/, der in zwei Teilen beschrieben wurde. 

Teil Zwei

Umgang mit vorhandenen Haltungen bzw. Verhalten in Organisationen

In unserer letzten Erkundungsrunde sammelten wir Ideen, wie wir diesen Haltungen begegnen wollen, wenn wir das Thema Nachhaltigkeit in der OE platzieren möchten. Diese Phase wird im Folgenden beschrieben:

Wir teilten uns in Kleingruppen auf und ließen die Sätze und Worte, die in der ersten Erkundung entstanden waren, auf uns wirken. Dann sammelten wir Antworten auf die Fragen:

  • Wie könnte das Thema Nachhaltigkeit bei einer Organisation bzw. bei Entscheider:innen adressiert werden?

  • Wie kann das in der jeweiligen Entwicklungsstufe aussehen? Wann macht es möglicherweise keinen Sinn?

Es entstand eine Sammlung, die uns für unsere weiteren Reflexionen zum Thema hilfreich erschien (siehe Abbildung).

.Hier ein paar Auszüge aus den Reflexionen der Erkundenden:

  • Es tut gut, dass uns zu allen Haltungen Ideen einfallen, wie wir diesen begegnen können - und dies in relativ kurzen Zeitfenstern der Reflexion. Wir versetzen uns in die Haltungen hinein und eröffnen dadurch Wege, das Thema Nachhaltigkeit verstehbar und umsetzbar zu machen. Wir versuchen, die Sprache zu sprechen, die es in der jeweiligen Haltung braucht. Im Idealfall haben wir selbst die verschiedenen Haltungen gut integriert und können zu ihnen hin navigieren. Es ist letztlich nichts anderes als die Erkenntnis (von Berater:innen), dass es wichtig ist, Menschen immer da zu begegnen, wo sie sind und sie anzusprechen.

  • Die Erkundung der Haltungen war hilfreich, um sich diese gerade zum Thema Nachhaltigkeit zu erschließen und im Austausch Ideen zu erweitern.

  • Wichtig ist an dieser Stelle die Erkenntnis, dass die gesammelten Gedanken und Gefühle aus den jeweiligen Haltungen heraus (siehe Teil eins) nur ein Ausschnitt der möglichen Perspektiven sind, die in jeder Haltung eingenommen werden können. In einigen Entwicklungsstufen (rot/bernstein/blau/orange) kann das Thema Nachhaltigkeit sowohl von einer positiven/unterstützenden Perspektive gesehen werden wie auch von einer ablehnenden/ignorierenden/egoistischen Perspektive. Dementsprechend können wir als Berater:innen den Perspektiven der verschiedenen Stufen durchaus konstruktiv begegnen und ggf. einen Perspektivwechsel einladen.

  • Die Überraschung, dass über das Haltungsmodell so viele innovative Gedanken und Ideen zu der Unterstützung von Unternehmen zum Thema Nachhaltigkeit im Raum waren, gibt uns die Zuversicht, aber auch die Gewissheit, dass die Erkundung noch lange nicht am Ende ist und es dazu weitere Gedanken und Austausch geben sollte.

  • Beobachtbar war auch die Leichtigkeit, mit der die Unterstützungen für die Haltungen der “emotionalen” und “systemisch orientierten” Führung aufgespürt werden konnten.
    Hier schloss sich ein Kreis. Die Intelligenz der Natur selbst (z. B. Informationsfluss von der Myzel-Netz-Struktur) stand hier im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit: Die Natur als Vorbild und Erkenntnis gebend, zur Entwicklung von nachhaltigem Verhalten in Organisationen

Weiterführende Gedanken:

Warum möchten wir das Thema Nachhaltigkeit aktiv in die OE einbringen? Ist es möglicherweise nur dann sinnvoll, wenn das Thema von allein auftaucht? Würden wir sonst als systemische Berater:innen etwas inhaltliches reinbringen, ohne den Auftrag dafür zu haben?

Diese Fragen beschäftigten uns in unserem Kreis von Beginn an und wir haben uns entschieden, es dennoch zu tun. Wir sehen es als unsere Verantwortung an, in den Bereichen, in denen wir wirksam sein können, dieses global relevante Thema zu platzieren. Es geht um das Leben aller auf diesem Planeten. Das Thema wird nicht überall auf fruchtbaren Boden fallen. Wenn wir es schaffen, in den unterschiedlichen Haltungen den einen oder anderen Samen zu säen oder sogar ein Umdenken anzuregen, dann wäre dies schon ein wichtiger Beitrag, den wir leisten könnten. Wir werden da wirksam, wo es uns möglich ist.